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„Der letzte Lebensabschnitt“ mit Uwe Schulz

Kulturbahnhof Halver: Journalist Uwe Schulz spricht über das Thema Sterben

Eine Gefühlsachterbahn aus Betroffenheit, guter Laune und Traurigkeit bestiegen die Besucher am Dienstagabend im Kulturbahnhof. Verantwortlich für die Emotionsschwankungen war der Journalist Uwe Schulz. Auf Einladung des Freundeskreises der ökumenischen Hospizgruppe Halver stellte er sein Buch „Nur noch eine Tür – Letzte Gespräche an der Schwelle des Todes“ im voll besetzten Saal vor.

Recherche im Hospiz : „Ich habe nach einer Gebrauchsanweisung für den letzten Lebensabschnitt gesucht“, verriet der Radiomoderator, dessen Stimme vielen wohl bekannter vorkommt, als sein Gesicht. „So etwas gibt es für jeden Lebensabschnitt, nur nicht für den letzten“. Deshalb habe er Rat gesucht bei Menschen, die sich damit auskennen. Gespräche mit Hospizgästen und -mitarbeitern bildeten den Mittelpunkt seiner Recherchen zu dem Buch. Besonders die Unterhaltungen mit den Menschen, die auf den Tod warten, waren nicht einfach: „Ich gehe dort in den Raum und betrete die Privatsphäre der Person. Wir haben über ganz private Dinge geredet. Das ist für beide Seiten sehr anstrengend, weil es Grenzen überschreitet.“

Auch die Mutter des Moderators ist in einer Hospizeinrichtung verstorben. Wegen ihr hat er sich erst mit diesem Thema befasst. Die Frage, die wohl jeden schon einmal beschäftigt hat, kann jedoch auch von Uwe Schulz nicht beantwortet werden: Wie geht es nach dem Tod weiter? „Auch Menschen, mit denen ich gesprochen habe, wissen nicht, was danach kommt“, bedauerte er, verriet aber wovon er überzeugt  ist. „ich bin Christ und habe so viele Zusagen aus der Bibel, dass danach ein Leben auf uns wartet, dass uns von dem befreit, was uns jetzt bedrückt und dass es ein Leben in Liebe sein wird.

Die Frage, ob er selbst Angst vor dem Tod hat, beantwortete der Moderator knapp und eindeutig mit „Ja“. Doch aus seinem eigenen Buch und der Arbeit daran hat er einiges mitgenommen, das er anderen mit auf den Weg geben kann. Wichtig sei zum Beispiel, „sein eigenes Leben vom Ende her zu denken“. Dazu müsse sich jeder seine eigenen Gedanken machen. „In der Regel sagen alle, die sich mit dem Sterben befassen: Du wirst so sterben wie du lebst“.

Gleich zu Beginn des Abends nahm Uwe Schulz seinen Zuhörern die Angst vor dem Lebensende: „Ihr Körper sediert sich automatisch, die Atmung wird weniger effizient, sie werden müde“, beschrieb er sachlich die körperlichen Vorgänge auf der Zielgeraden. Der natürliche Tod ist nichts Grausames, nur das, was oft daraus gemacht wird. „Wenn Ärzte nach allen Regeln der Kunst die Organe am Versagen hindern, wird das Sterben schlimmer.“ Sein Appell an die Mediziner war eindeutig: Menschen sollen nicht am Sterben gehindert und ihr Leben künstlich verlängert werden, sie sollten paliativmedizinisch begleitet werden. Mit einer guten Schmerztherapie sei ein würdevolles, schmerzfreies Sterben möglich.

Gewidmet hat Uwe Schulz sein Buch dem Hospizpatienten Nico. Der 17-jährige hatte große Pläne, wollte ein Auslandsjahr in den USA antreten, Snowboard fahren. Doch noch bevor er seine Reise antreten konnte, wurde ein Tumor in seinem Kopf gefunden. Trotz Chemotherapie und schlechten Prognosen gab Nico nicht auf. „Die Hoffnung stirbt zuletzt, und meine erstmal gar nicht“, zeigte er sich kämpferisch, was ihn für den Buchautor zu einem kleinen Helden machte.

Der Sinn des Lebens

Den Besuchern gab Uwe Schulz auch noch etwas mit auf den Heimweg. „ Der Sinn des Lebens besteht für mich darin, der zu sein, der ich sein möchte“. Und sein Rat an alle: „Nennen sie einem Menschen, dem sie vertrauen, das, was Ihnen wichtig ist und was sie sich wünschen, wenn es mit ihnen zu Ende geht. Und das nicht erst, wenn sie jenseits der 90 sind“.

21.11.2019 Halveraner Nachrichten

Foto: M.Hillesheim