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Podiumsdiskussion zur Sterbehilfe

„Wir haben 50 Stühle aufgestellt, doppelt so viele Leute sind hier“,
hatte Claus Optenhöfel in seiner Begrüßung gesagt. Die Veranstaltung
wurde äußerst gut angenommen.
▪ Fotos: Salzmann

 

HALVER ▪ „Wir haben 50 Stühle aufgestellt und doppelt so viele Leute sind hier.“ Großen Zuspruch fand am Mittwochabend im Kulturbahnhof eine Podiumsdiskussion zum Thema „Sterbehilfe“, die sich zu einer intensiven, nachdenklichen Form der Auseinandersetzung mit ernster, aktueller Thematik entwickelte.

Eingeladen zu der Veranstaltung unter dem Motto „Am Ende zählt der Mensch“ hatten die Ökumenische Hospizgruppe Halver und „Die Arche“ Lüdenscheid. Als Gäste auf dem Podium legten MdB Petra Crone (SPD), der heimische Palliativarzt Dr. Reimer Böhm und Pastor Otto Imhof, Direktor des Diakonischen Werkes Bethanien, ihre Standpunkte und Positionen zum Thema dar. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund unterschiedlicher Gesetzesentwürfe für ein geplantes „Sterbehilfe“-Gesetz brennt das Thema unter den Nägeln.

Seitens der Ökumenischen Hospizgruppe hieß Pfarrer Claus Optenhöfel von der Pfarrei Christus König die große Runde willkommen. Zur Einführung ins Thema machte Pastor Gerhard Mosner (Diakonisches Werk Bethanien) mit Begrifflichkeiten wie aktive und passive Sterbehilfe etc. sowie den vier Gesetzesentwürfen, die in den Bundestag eingebracht worden sind, bekannt. Wie er ausführte, reichen die Entwürfe vom völligen Verbot bis hin zu einer geregelten Freigabe von Beihilfe zur Selbsttötung, die in Deutschland nicht strafbar ist. Der strikteste Entwurf gegen Sterbehilfe komme dabei von den Abgeordneten Thomas Dörflinger und Patrick Sensburg, die Anstiftung und Beihilfe zum Suizid ausnahmslos unter Strafe gestellt wissen möchten.

Differenzierter gehen die anderen Entwürfe das heikle Thema an. Kommerziell betriebene Sterbehilfe schließe alle Entwürfe aus. Auf mögliche Verstöße gegen das Grundgesetz innerhalb der Entwürfe wies Mosner hin.

Als Moderator lenkte der Diplom-Pädagoge Ansgar Röhrbein die anschließende Podiumsdiskussion. Dabei kristallisierte sich schnell heraus, wie wichtig es ist, das Thema breit zu diskutieren. Unterschiedliche Standpunkte traten auf gezielte Fragen Röhrbeins zutage. „Das Leben ist für mich unbedingt lebenswert und erhaltenswert“, so Pastor Otto Imhof zur Sterbehilfe. Wichtig sei, eine Balance zwischen der Selbstbestimmung des Menschen und der Unantastbarkeit des Lebens zu finden. „Wir brauchen ein Verbot der organisierten Sterbehilfe.“

Für eine Stärkung der Palliativ- und Hospizarbeit sprach sich Petra Crone aus. Dass ein Sterbehilfe-Gesetz dazu beitragen könnte, dass vermehrt Menschen in Institutionen wie Krankenhäusern oder Alterseinrichtung sterben, sah sie nicht. „Eher umgekehrt.“ Einen Grund dafür sah sie in der ambulanten Hospizbewegung, die sich verbreitet hat. In der medizinischen Ausbildung müsse das Thema Sterben wieder mehr ins Bewusstsein rücken. „Zur Selbstbestimmung gehört auch, dass jeder eine Patientenverfügung hat.“

Positiv sah Dr. Böhm, dass die oft aus dem Bewusstsein verdrängten Themen Tod und Sterben durch die aktuelle Diskussion wieder ihren „gebührenden Platz“ in der Mitte der Gesellschaft finden. Als Mediziner wünsche er sich ein Gesetz, dass die Sterbehilfe klar regelt und Grauzonen verschwinden lässt. Verlust der Autonomie sei der Hauptgrund für die Bejahung der Sterbehilfe.

Abschließend ergriff Ute Gall, Leiterin der „Arche“, das Wort. Unter anderem wies sie dabei auf die am 31. Oktober beginnende Schulung ehrenamtlicher Helfer für die ambulante Hospizarbeit hin. Musikalisch umrahmte Andreas Wippermann (Altena) die Veranstaltung mit Improvisationen auf Klavier und Gitarre. – Von Monika Salzmann

16.09.2015 – Allgemeiner Anzeiger Halver

Link: Immenser Redebedarf bei der Podiumsdiskussion