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„Die Arbeit gibt mir eine Menge“

„Die Arche“ : Ambulante Hospizarbeit in Halver / Ein Gespräch mit Lilli Steimel


Halver“   Seit 2014 arbeitet die Halveranerin Lilli Steimel ehrenamtlich für die Oekumenische Hospizgruppe „Die Arche Lüdenscheid e.V.“. Sie begleitet Sterbende auf dem letzten Weg.

Wie viele Begleitungen sie in dieser Zeit im Haus Waldfrieden, aber auch im Seniorenzentrum Bethanien und im Seniorenhaus Muhle in Schalksmühle absolviert hat, zählt sie nicht akribisch. Es dürften inzwischen deutlich über 20 sein. Mit dem Allgemeinen Anzeiger spricht sie über ihre Arbeit, Empfindungen und Motivation.

Frau Steimel, wie sind sie zur Hospizarbeit gekommen?
Als ich 2013 in den Ruhestand ging, musste ich mich neu orientieren. Da gab es im Frühjahr die Auftaktveranstal-tung für die Ortsgruppe Halver im Pfarrer-Neunzig-Haus und ich habe gedacht: „Das könnte mich interessieren.“ Und Antrieb sind auch die Erfahrungen aus dem Tod meiner eigenen Angehörigen.

Sie haben in dieser Zeit mehr als 20 Begleitungen geleistet, sagten sie im Vorgespräch…
…die Zahl ist nachrangig. Aber ich habe auch immer „hier“ geschrien, wenn jemand gesucht wurde. Die Arbeit ist fest in meinem Alltag eingeplant. Das gehört zu mir.

Haben Sie dabei nie das Gefühl gehabt, überfordert zu sein?
Eigentlich nicht, denn jede Begleitung hat ja eine eigene Geschichte.
Und es ist hochinteressant, was sich hinter der Biografie verbirgt.

Gehen Sie vorbereitet in diese Begleitungen?
Ja, auf jeden Fall. Ich spreche mit dem Pflegepersonal. Das kennt die Bewohner gut. Viel erfährt man von Angehörigen und den Bewohnern selbst. Da hake ich dann ein.

Gehören pflegerische Tätigkeiten zu Ihrer Arbeit?
Nein, das gehört nicht zu unseren Aufgaben, das beinhaltet unsere Ausbildung auch nicht. Wir bieten eine psychosoziale Begleitung an.

Diese Ausbildung, wie sieht die aus?
Sie dauert acht Monate, jeweils samstags. Viel dreht sich um Kommunikation, um den Umgang mit demenziell Erkrankten. Das ist die Grundlage. Es ist das Rüstzeug, wenn man in der Realität, tatsächlich vor Ort, ist Sensibilität und Zuhören, das sind in meinen Augen die wichtigsten Voraussetzungen für unsere Arbeit.

 

Florian Hesse – 24.06.2017 Allgemeiner Anzeiger Halver; 26.07.2017 Der Bote Lüdenscheid

 

Was nehmen Sie selbst aus dieser Arbeit mit?
Es gibt mir eine ganze Menge. Die Gelassenheit, die die Menschen an den Tag legen, die Geduld mit ihrer Krankheit, das ist auch Vorbild für mich. Dazu kommt die Freude, die die Menschen ausstrahlen und wiedergeben, wenn man kommt. Das ist es, was es ausmacht.

Lachen Sie auch?
Es wird ganz viel gelacht. Aber Hallo! Einfach über Witze, über die Spitznamen, die wir für-einander haben. Niemals gelacht wird am Sterbebett.

Kann man das beschreiben, was da passiert?
Das ist sehr unterschiedlich, Der Sterbeprozess kann sich je nach Konstitution über Tage hinziehen. Da geschieht vieles über nonverbale Kommunikation, auch mit Düften oder leiser Musik im Hintergrund…

…sind Sie dann ununterbrochen da?
Ich bin dann jeden Tag da. Ich bitte auch das Personal, mich anzurufen, wenn es soweit ist. Dann bleibe ich auch bis spät in die Nacht da. Die ganze Nacht halte ich nicht durch.

Sind sie für diese Aufgabe auch religiös motiviert?
Ich habe eigentlich keinen kirchlichen Hintergrund, aber eine christliche Grundhaltung. Wenn jemand das wünscht, nehme ich auch eine Bibel mit oder bete mit ihm.

Bleiben nach dem Abschluss einer Begleitung Kontakte bestehen?
Das gibt es schon; es ist aber nicht die Regel. Manchmal wird man zum Dankeschön-Kaffeetrinken eingeladen. Wenn es darum geht, Angehörigen in ihrer Trauerbewältigung zu helfen, weise ich sie auf „Die Arche“ in Lüdenscheid hin, die auch Trauerarbeit anbietet in Einzelbegleitungen und Seminaren, übrigens auch speziell für Kinder.

Gibt es für Sie ein schönstes Erlebnis aus Ihrer Arbeit?
Eigentlich sehr viele. Wenn die Bewohner sagen, „ich habe sie schon so vermisst“. Ein alter Herr, der lange überhaupt nicht zugänglich war, sagte später, „ich bewundere Sie!“
Das ist dann für mich ein schönes Gefühl, weil es mir gelungen ist, Vertrauen und Nähe aufzubauen.

Letzte Frage: Ihr eigener Umgang mit dem Tod?
Die Erfahrungen mit dem Tod von Angehörigen haben mich richtig krank gemacht. Das ist jetzt anders. Ich habe nach wie vor Respekt vor dem Tod. Aber ich habe diese verdammten Ängste nicht mehr.